In Deutschland wurden 2023 1,1 Millionen neue Gasheizungen installiert. Mutmaßlich wegen der Preise – und aus Angst vor einem Verbot.

Gasheizungen müssen weichen – werden aber gerade gerne eingebaut. Foto: energie-bau.at

Die Reparatur einer defekten Gasheizung ist grundsätzlich erlaubt. Geht die Gasheizung ab 2024 komplett kaputt ("Havariefall") muss sie in Deutschland durch eine neue Heizung ersetzt werden, die zu 65 Prozent erneuerbare Energien nutzt. Dafür gilt eine Übergangsfrist von fünf Jahren (bei Gasetagenheizungen: bis zu 13 Jahren). 

195.500 Wärmepumpen im ersten Halbjahr

Das neue Gebäudeenergiegesetz sollte in Deutschland die Wärmepumpen voranbringen, auf die das Kriterium zutrifft (wenn sie mit erneuerbar hergestelltem Strom läuft). Doch irgendwie klappte das noch nicht: Im ersten Halbjahr 2023 (neuere Daten sind noch nicht verfügbar) wurden mit 196.500 Stück zwar um 44 % mehr neue Heizungen in Deutschland eingebaut als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. 

385.000 Gasheizungen im 1. HJ, 1,1 Millionen Hochrechnung

Doch wie die FAZ berichtete, waren es vor allem Gasheizungen, die installiert wurden: 385.000, was ein Plus von 29 % bedeutete, Ölheizungen legten gar um 100 % zu (auf 48.500 Stück). Für das Gesamtjahr 2023 beläuft sich die Hochrechnung des Branchenverbandes der Heizungsindustrie gar auf 1,1 Millionen – klimaschädliche – Gasheizungen in Deutschland.

Neue Wärmepumpe kostet 31.000 Euro

Das Problem dürften allerdings die empfindlichen Kostensteigerungen sein, die Menschen davon abhalten, Wärmepumpen anzuschaffen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) machte dazu eine Untersuchung: Schon im März 2023 kostete demnach eine Luft-Wasser-Wärmepumpe im Durschnitt 31.000 Euro – was dem Doppelten von 15.000 Euro darstellen, dem Preis zwei Jahre zuvor.

Neue Pellets-Heizung 37.000, Gasheizung 15.000 Euro

Eine Holzpelletsheizung kostete 37.000 statt 22.000 Euro, die Gasheizung sprang aber nur von 7.000 auf 15.000 Euro – was zwar auch eine Verdoppelung bedeutet, aber für viele Haushalte gerade noch leistbar erscheint.

Das Hauptziel des deutschen Gebäudeenergiegesetzes besteht darin, dass nur noch Heizsysteme installiert werden dürfen, die langfristig zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Allerdings gibt es eine wichtige Ausnahme: Die Vorschriften des GEG gelten zunächst ausschließlich für Neubauten.

Schnell eine Gasheizung, solange es noch geht!

Die langwierige und öffentlich geführte Debatte rund um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) habe Vorzieheffekte zur Folge gehabt, sagte Ralf Kiryk, Abteilungsleiter beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie, der Nachrichtenagentur dpa. "Vorwiegend haben die Menschen noch schnell in eine Gasheizung investiert, um sich den Vorgaben des GEG zu entziehen."

Windhager in Insolvenz – erstes Opfer der Pellets-Branche

Man sieht, die Heizungswende wird eine zähe Angelegenheit. Und jedenfalls teuer.  Zu teuer für den Salzburger Pellets-Pionier Windhager – die Nachfrage nach Pellets-Heizungen sei 2023 abrupt und massiv eingebrochen, die Menschen konnten sich die teuren Anlagen nicht leisten und fürchten sich vor Preiserhöhungen für die Holzpresslinge. Weil das Unternehmen gerade auch ein neues Werk um 91 Millionen Euro errichtet, fehlte jetzt die Liquidität.

(hst)

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