Eine kontrollierte Wohnraumlüftung bietet viele Vorteile: stets frische Luft in der Wohnung, ein behagliches Raumklima, weniger Allergene in der Luft, Vermeidung von Schimmelbildung. Doch immer wieder sorgen laute Lüftungen für Ärger. Der Grundstein einer geräuscharmen Lüftung liegt in der sorgfältigen Planung und Ausführung nach anerkannten Qualitätskriterien. Von Cornelia Kühhas
Bild: Starmühler
Wer leise Lüftungen will, muss zu allererst leise Lüftungen bestellen!“, so der Rat von Peter Holzer vom Ingenieurbüro P. Jung an die Konsumenten: „Das ist weitaus empfehlenswerter, als selbst mit der Beschreibung und Kontrolle von Einzelqualitäten zu dilettieren.“ Der Ingenieur verweist auf die unabhängige Plattform komfortlueftung.at, auf der die entsprechenden Qualitätskriterien beschrieben sind. Holzer: „Informierte Kunden tun gut daran, diese Kriterien zum Vertragsbestandteil zu machen.“ Auch den Ausführenden legt er diese Plattform ans Herz, die vielfach erprobte Leitlinien für eine gute Lüftungsanlage bietet. Bei der Planung einer Lüftung ist eine Reihe an Faktoren zu beachten. Dies beginnt bei den unterschiedlichen Nutzungen – ob Schlafzimmer oder Büroraum. Sie bedingen unterschiedliche Anforderungen an den Schallschutz. „Auch sind die Komfortansprüche der Nutzer gestiegen“, kons­tatiert Wolfgang Leitzinger, Geschäftsführer der Firma leit-wolf. Die Technik soll geräuschlos funktionieren. Das ist zumindest in Mitteleuropa so. „Es gibt aber auch Länder, in denen man die Lüftungsanlagen hören will, um sicherzugehen, dass sie auch arbeiten“, so Leitzinger.

Ventilatoren als Schallquelle

Die Schallquelle im Lüftungssystem sind die Ventilatoren. Die Geräusche des Motors sowie der Flügel, die Luftwirbel erzeugen, pflanzen sich durch die Rohre fort. Leitzinger: „Grundsätzlich ist der Widerstand, den der Ventilator überwinden muss, möglichst gering zu halten. Je niedriger die Drehzahl, desto geringer der Schallpegel.“

„Der erste wichtige Schritt bei der Planung eines Lüftungssystems ist die richtige Berechnung des Luftvolumens, das nötig ist, um den vorgeschriebenen hygienischen Mindestluftwechsel zu erreichen“, erklärt Dieter Frost, Marketingleiter der Pluggit GmbH. Danach gilt es, das passende Gerät auszuwählen. Frost: „Dabei ist es wichtig, nicht an die Obergrenze der Leistungsfähigkeit zu gehen.“ Das Gerät sollte also ausreichend groß sein, weil man dann mit einer niedrigeren Drehzahl – und somit weniger Strömungsgeräuschen – fahren kann. „Oft ist aber der Platzbedarf für Schallschutzmaßnahmen der begrenzende Faktor“, wie Wolfgang Leitzinger aus der Praxis zu berichten weiß.

Den Schalldämpfer an das Lüftungs­gerät anpassen
Komplexer wird es bei der Auswahl des richtig dimensionierten Schalldämpfers. „Für größere Anlagen gibt es spezielle Berechnungsprogramme, bei denen eine Reihe von Faktoren, wie das Schallspektrum des Lüftungsgerätes, die Dämpfungswerte des Schalldämpfers und des Luftleitungssystems sowie die Einflüsse des Luftdurchlasses und des jeweiligen Raumes einfließen.“ Von entscheidender Bedeutung ist es, dass der Schalldämpfer an das Gerät angepasst ist. Hier werden gerade in Einfamilienhäusern oder Wohnungen oft Fehler gemacht, wenn Schalldämpfer lediglich nach dem Platzangebot und dem Preis ausgewählt werden.
Auch die Leitungslängen zu den Zuluftauslässen beeinflussen die Strömungsgeräusche. Je nach Art des Leitungssystems sind bestimmte Mindestlängen einzuhalten. Durch eine Beruhigungsstrecke am Ende des Luftkanals kann sich die Luft nochmals ausdehnen. „Wichtig ist, eine so genannte Quelllüftung zu initiieren. Das schafft man nur durch Einbauboxen am Ende der Leitungsstrecke, in denen sich die Geschwindigkeit der Luft verringert, diese sich dort verteilt und quasi langsam in den Raum quillt“, erklärt Dieter Frost. „Komplexer ist die Sache bei größeren Anlagen, wo ein Lüftungsgerät beispielsweise 100 Wohnungen versorgt“, erklärt Wolfgang Leitzinger. „Hier liegen sehr unterschiedliche Leitungslängen vor. In den Wohnungen, die näher am Lüftungsgerät liegen, müssen höhere Drücke abgebaut werden als in Wohnungen, die sich weiter weg befinden. Der Volumenstromregler erzeugt Strömungsgeräusche, die bei der Planung nicht unberücksichtigt bleiben dürfen.“ Wird also die volle Luftleistung, die für den gesamten Nutzungsbereich benötigt wird, in das System geblasen, muss am Ende bei den Auslassventilen die Einregulierung für die einzelnen Räume vorgenommen werden. Dieter Frost: „Geschickter ist es, direkt nach dem Lüftungsgerät den benötigten Gesamtluftstrom auf einzelne Lüftungsstränge für die einzelnen Räume aufzuteilen. Jeder Raum wird mit der jeweils benötigten Luftmenge beschickt.“

Die Anbieter arbeiten gerade intensiv an leiseren oder lärmreduzierenden Produkten. Die Verteilbox „Combi-Box Spiro“ von Leitwolf beispielsweise ist in eine Zu- und Abluftkammer unterteilt. Die Trennwand und flexibel einsetzbare Formstücke dienen dabei zur Auskreuzung von Zu- und Abluftrohren, bei einer Abhängehöhe der Vorraumdecke von nur 22 cm. In der Combi-Box sind Schalldämpfer integriert, diese liegen luftdicht getrennt, aber ohne schallreflektierende Schicht nebeneinander. Neben einer Telefonschalldämpfung kann zusätzlich auch verbleibender Geräteschall effektiv abgebaut werden.
Die Pluggit GesmbH hat mit PluggFlexR einen Einbauverteiler NW150 mit bis zu acht Auslässen und einer Luftleistung von bis zu 200 m3/h im Angebot, der sich direkt unter oder in der Betondecke verbauen lässt. Diese zentralen Verteiler regulieren Luftvolumen (Zu- und Abluft) bedarfsgerecht für jeden Raum. Laut Hersteller kommt es dabei weder zu Störgeräuschen noch zu Zugerscheinungen. Pluggit setzt bei den Leitungen ein speziell für die Lüftung entwickeltes Rundrohr ein. Schalldämpfung erreichen dabei der einlagige Aufbau, die technisch glatten Innenwände und die patentierte Wellenstruktur.

Die Combi-Box Spiro ermöglicht erstmals die sternförmige Luftverteilung in Zwischendecken mittels Wickelfalzrohren (Spiro).
www.leit-wolf.at

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