Die Auswirkungen der vermuteten Ölpreis-Manipulationen könnten weitreichend sein. Für Lebensmittel und Kleidung ebenfalls zu viel bezahlt worden sein.
Die Preise für das Öl schwanken, ein Agentur-System macht die Sache für Manipulationen anfällig.

Derzeit sind alle Mutmaßungen noch Mutmaßungen. Die Europäische Kommission hat die Energie-Konzerne BP (Großbritannien), Shell (Holland) und Statoil (Norwegen) wegen illegaler Preisabsprachen ins Visier genommen.
"Konkret untersucht die Europäische Kommission, ob ein Referenzpreis für Öl manipuliert wurde. Die Konzerne brauchen einen Referenzpreis, der sich nicht sekündlich ändert und mit dem man handeln und untereinander Geschäfte abschließen kann. Preisagenturen wie Platts, Argus und ICIS ermitteln diese Referenzpreise, indem sie bei den Marktteilnehmern Daten zu getätigten Geschäften abfragen. „Aber bei manchen Ölprodukten findet nur alle paar Tage ein Handelsgeschäft statt“, sagte der Ölmarktexperte Steffen Bukold vom Hamburger Beratungsunternehmen Energycomment gegenüber der FAZ. „Deshalb sind bei der Preisermittlung auch Schätzungen notwendig“, sagt Bukold. Der Referenzpreis auf Öl wird bei Platts täglich um 17.30 Uhr bekannt gegeben. Sollte also ein Ölkonzern für seine Geschäfte einen leicht höheren Preis angegeben haben, könnten sie bis zur nächsten Preisbekanntgabe ihr Öl für einen höheren Preis handeln.

Die FAZ weiter: Die Bedeutung von Preisagenturen ist enorm: Etwa 80 Prozent aller Ölgeschäfte basieren auf Referenzpreisen von denen wie Platt, lediglich 20 Prozent der Geschäfte werden auf Basis der Preises an den Börsen abgeschlossen. Platts hat dabei eine herausragende Rolle bei den Referenzpreisen — etwa 90 Prozent aller Ölgeschäfte basieren auf dem Preis von Platts. In einer Stellungnahme gegenüber der EU-Kommission schätzte Platts das Volumen der Öl-Finanzkontrakte, die auf Basis der eigenen Preisschätzungen gehandelt werden, in den ersten elf Monaten des Jahres 2012 auf 1,4 Billionen Dollar.

Die von Platts ermittelten Preise dienen als Basis für hunderte von Finanzkontrakten auf Öl und Gas, die an den führenden Terminbörsen in Chicago und London gehandelt werden. Damit hat er weitreichende Auswirkungen auf den Markt und beeinflusst direkt etwa den Gewinn für Ölförderer, den Kurs ebendieser Derivate oder auch den Benzin- oder Heizölpreis. Die Kommission betonte, selbst kleine Abweichungen könnten eine „riesige Wirkung“ auf die Preise für Rohöl und raffiniertes Öl haben und die Verbraucher daher schädigen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte der Schaden für Anleger und Verbraucher in die Milliarden gehen, Autofahrer hätten über Jahre zuviel bezahlt. Soweit die FAZ.
Der britische "The Telegraph" schreibt, dass sich die Manipulationen auch in den Preisen von Lebensmitteln und Konsumartikeln niedergeschlagen haben dürften – zumindest im Analogieschluss zu früheren Manipulationen. Ed Davey, britischer Staatssekretär im Umweltministerium und das ebenfalls britische Department of Energy and Climate Change (DECC), wiesen darauf hin, dass der Ölpreis nicht nur die Inflation beeinflusst, sondern auch als Benchmark vielen finanziellen Transaktionen zugrunde liegt. Lebensmittel, Kleidung und andere Artikel verteuern sich ebenfalls, wenn der Preis höher angenommen wird.

Artikel in der FAZ

Foto: focus.de

Leserbriefe, Anmerkungen, Kommentare bitte an redaktion(at)energie-bau.at

ebau newsletter