Laut Auswertung der Berliner Initiative Agora Energiewende hat Deutschland im ersten Halbjahr 2015 so viel Strom exportiert wie nie zuvor.
Die sinkenden Strompreise befeuern die Nachfrage aus dem Ausland. Foto: pixabay.com
25 Terawattstunden, das entspricht rund acht Prozent des in Deutschland von Januar bis Juni erzeugten Stroms, wurden ins Ausland geliefert, ergab die Analyse der Stromdaten der ersten Hälfte des heurigen Jahres. Im Vergleichszeitraum 2014 wurden noch 19, im Jahr davor 15 Terrawattstunden exportiert.

Angetrieben wurde die Nachfrage nach deutschem Strom im Ausland von abermals gesunkenen Preisen an der Strombörse, die im europäischen Vergleich zu den niedrigsten gehören, so Agora. Im Durchschnitt seien an der Börse 3,02 Cent pro Kilowattstunde gezahlt worden, im ersten Halbjahr 2014 habe man noch 3,24 Cent bzw. 3,76 Cent pro Kilowattstunde in den ersten sechs Monaten des Jahres 2013 gezahlt.

Gesunken seien die Preise aufgrund des deutlich größeren Angebots von Strom aus Erneuerbaren Energien: Ihr Anteil am deutschen Stromverbrauch wuchs aufgrund deutlich gestiegener Windstromproduktion auf den neuen Rekordwert von 31,4 Prozent. Die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohlekraftwerken sank auf 128 Terawattstunden gegenüber 135 Terawattstunden im Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Kernkraftwerken und Gaskraftwerken blieb in etwa auf Vorjahresniveau.

„Vor allem die älteren Steinkohlekraftwerke geraten durch die stark gestiegene Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zunehmend unter Druck und müssen ihre Produktion immer öfter drosseln. Sie suchen ihr Heil aber auch im verstärkten Export“, so Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Unglücklicherweise verdrängt der Kohlestrom-Export in unseren Nachbarländern vor allem Strom aus klimafreundlicheren Gaskraftwerken, so in den Niederlanden oder – über die Transitländer Österreich, Frankreich und Schweiz – auch in Italien.“ Im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr sei der Stromexport insbesondere nach Frankreich und in die Schweiz deutlich gestiegen und in Richtung Österreich und Niederlande auf konstant hohem Niveau verblieben.

Agora Energiewende

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