Drei Jahre lang untersuchten 14 Forschungsteams aus acht Ländern, welche Maßnahmen nötig sind, um das europäische Stromnetz zukunftsfit zu machen.
Ab 2025 sei in Europa ein Ausbau der Stromleitungen nötig, so die Studie. Foto: pixabay.com
Die steigende Bedeutung der Stomerzeugung aus alternativen Energien stellt das bestehende Stromnetz vor neue Herausforderungen: So werden etwa an der Nordsee Windkraftanlagen gebaut, die in Zukunft Industrieanlagen in Süddeutschland mit Strom versorgen sollen. In Mittelmeerländern setzt man auf Photovoltaik und konzentrierende Solarthermie – diesen Strom wird man nach Norden transportieren.

Eine Studie im EU-Projekt „GridTech“ unter Leitung der TU Wien zeigt auf, dass diese Stromflüsse in den nächsten Jahren besser geplant und Steuerungselemente implementiert werden müssen. Durch den Einsatz von verschiedenen Technologien können Kapazitäten optimal genutzt und beispielsweise verhindert werden, dass Strom quer durch Europa im Kreis geschickt wird und dabei unnötige Verluste entstehen. „Wenn einer bestimmten Leitung die Überlastung droht, dann kann man damit Strom ganz gezielt auf andere Leitungen umschichten, die zum selben Ziel führen“, erklärt Bettina Burgholzer von der Energy Economics Group der TU Wien.

Irgendwann wird clevere Kapazitätsberechnung und kluge, dynamische Verwendung unterschiedlicher Stromleitungen allerdings nicht mehr ausreichen. „Ab 2025 brauchen wir in Europa jedenfalls einen Ausbau an Stromleitungen“, sagt Bettina Burgholzer. In Deutschland sei eine leistungsstarke Nord-Süd-Verbindung geplant, wenn Spanien immer mehr Elektrizität aus Sonnenenergie erzeugt, werde man das Land besser an den Rest Europas anbinden müssen. Auch Skandinavien werde neue Leitungen nach Süden brauchen, und Großbritannien sei noch nicht ausreichend gut mit dem kontinentalen Stromnetz verbunden. Wenn quer durch Europa viel Energie transportiert werden solle, dann würden auch Gleichstrom-Leitungen zum interessanten Thema.

Schließlich weist die Studie auch auf die Wichtigkeit hin, die lokale Bevölkerung bei Stromleitungs-Bauprojekten möglichst früh einzubeziehen, um den „Not in My Back Yard“-Effekt abzufangen. Niemand wolle hinter seinem Haus eine Hochspannungsleitung - dies halte große Bauvorhaben oft jahrelang auf, deshalb sei eine Zusammenarbeit mit Lokalpolitik und NGOs ganz entscheidend. „Das europäische Stromnetz wird sich in den nächsten Jahrzehnten jedenfalls deutlich verändern müssen“, so Burgholzer.

TU Wien

Studienergebnisse

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