Leistbares Wohnen, ökologisch hohe Baustandards und eine Errichtungszeit von wenigen Wochen sind ein Architekten-Traum. Und alles wird in fünf Jahren wieder ab- und an einem anderen Ort wieder aufgebaut. Klingt nach Utopie, ist aber Realität. Text von Lukas Pawek.
Das Heim steht auf einem Baugrund, der in fünf Jahren anderwertig genutzt werden soll.
Wenn es in der Trabantenstadt „Seestadt Aspern“ an etwas nicht mangelt, dann sind es Bauplätze, die erst ihrer endgültigen Bestimmung zugeführt werden. Daraus entwickelte Christoph Chorherr, Planungssprecher der Grünen Wien, die Idee, einen der Bauplätze temporär zu nutzen. Die so entfallenden teuren Wiener Grundstückskosten werden damit umschifft. Die Ausschreibung zum „Studentenwohnheim auf Zeit“ hatte zum Ziel, leistbares Wohnen trotz ökologischer Vorgaben zu ermöglichen. Berater Günter Lang wollte beweisen, dass ökologisch, energetisch optimiert und kostengünstig gebaut werden kann. Und das mit Elementen, die allesamt „übersiedelt“ werden können. Als eines von vier Projekten gingen die von ihm und Partnern einge­reichten „PopUp – GreenFlexStudios“ als Sieger des Wettbewerbs hervor. Partner waren F2 Architekten, Obermayr Holzbaukonstruktionen, S&P climadesign sowie Grünraum planen und bauen.

Komfort versus preisgünstiges Wohnen?
Zehn Wohngruppen ermöglichen ein zweigeschossiges, überdachtes Atrium, das den Innenhof in einen Gemeinschaftsraum verwandelt. Er wird über Kuppeln im Dach belichtet. Inmitten des Raums, technisch gesehen nicht notwendig, dient ein ausrangierter Schiffscontainer als geschlossener Raum für die Gemeinschaftsküche und die Waschküche. Dieses Gestaltungselement dient als Verknüpfungspunkt zu einem erst in Fertigung befindlichen angeschlossenen „Container-Studentenheim“. Unter den Stiegen ist Platz für Radabstellanlagen. Beheizt wird das Atrium von den autarken 75 m2 großen Wohngruppen, die Platz für vier Studierende bieten. Die vier separat belüfteten und voll eingerichteten Zimmer haben zwei Bäder mit WCs und einen kleinen Gemeinschaftsraum samt Miniküche. Lüftung, Wärme für die Heizung und Warmwasseraufbereitung sowie die Kühlung und die Wärmerückgewinnung sind in einem Kompaktgerät integriert, dessen Alltagstauglichkeit sich hoffentlich beweisen wird. Es vereint die wichtigen Funktionen Lüften, Heizen, Kühlen (optional) und Warmwasserbereitung in kompakter Bauweise. Innovative Wärmepumpentechnik und ausgeklügelte Wärmerückgewinnung sorgen für höchste Effizienz. Zwei getrennt voneinander betriebene Kältekreise ermöglichen einen Parallelbetrieb von Heizung und Warm­wasser.
Die dezentrale WW-Aufbereitung je Studio­box mit kurzen Leitungswegen und hohen Dämmstärken sichert eine Minimierung der Verteilverluste. Durch die leichte Zugänglichkeit des Geräts gleich im Eingangsbereich und die kurzen Wege beispielsweise zu den Warmwasserabnehmern Küche und Bad ist ein wartungs- und privatsphärenfreundlicher Betrieb gewährleistet.

„Wir haben mit diesem Pionier­projekt bewiesen, dass leistbares Wohnen UND beste energetische Standards re­alisierbar sind.“ Günter Lang, Berater und Einreicher des Projekts.

Eine kleine Loggia im Obergeschoss bietet zusätzliche Gemeinschaftsfläche. Im Außenbereich präsentiert sich eine vorgehängte hinterlüftete Holzfassade. Um auch in Zukunft eine homogene Ästhetik (trotz Holzfassade) zu ermöglichen, wurde diese in „Holz-Patina“-Optik lasiert. Damit die rasche Montage und spätere fünfmalige Umstellung binnen 30 Jahren ressourcenschonend, kostengünstig und in kurzer Zeit gewährleistet ist, wurden alle Bauteile in höchstmöglichem Vorfertigungsgrad angefertigt. Dies beginnt bei den punktuellen Betonfertigteilplatten von 5,50 m als lastverteilende „Fundamente“, welche beim Umstellen mitübersiedeln. Darauf lagern die fünf Boxen des Erdgeschosses, worauf wiederum weitere fünf Wohngruppen versetzt gestellt und statisch wirksam verankert wurden. „Das Ergebnis ist ein schickes Passivhaus zu Baukosten weit unter jenen von konventionellen Bauten nach Mindeststandard“, so Günter Lang.

Aus den Jurybewertungen
Renate Hammer meint: „Im Vergleich zu anderen Wohncontainer-Systemen ist die Energieeffizienz bestechend. Für Grundrisslösung, Variabilität und Außenraumbezug gibt es kreativere Lösungen.“ 

Weitere Jurybewertungen und Daten zum Projekt gibt es in der Printausgabe des energie:bau Magazins.

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