Dass Planen mittels Building Information Modeling, kurz BIM, nicht einfach nur 3D ist, hat heuer zur Entwicklung eines neuen Berufsbilds geführt: dem BIM-Koordinator. Von Anton Sprenger
Darstellung der Gebäudetechnik im 3D-Modell.
Am Beginn eines Bauprojekts steht der planerische Entwurf des Architekten auf Basis der Wünsche des Bauherrn. Darauf aufbauend, werden mit Hilfe von CAD-Systemen die zur Ausführung notwendigen technischen Bau- und Kons­truktionszeichnungen angefertigt und
daraus in Folge die erforderlichen Bau­leistungen, das Aufmaß und die Kosten ermittelt. Kommt es zu Änderungen in der Planung, müssen die technisch-konstruktiven Zeichnungen und Kalkulationen - etwa die Statik oder die Haustechnik betreffend - nachgeführt werden. In der klassischen Bauplanung verursachen derartige Anpassungen einen großen Arbeits- und Koordinationsaufwand. Mit Building Information Modeling (BIM) lässt sich dieser deutlich reduzieren.
 
Bei BIM führen Architekt oder Fachplaner Änderungen an der Projektdatei – dem Modell – durch. Diese Methode erlaubt es, Änderungen umgehend zu analysieren und neu zu berechnen und damit wesentliche Parameter, wie Flächenbedarf und Konstruktionshöhen, umgehend zu evaluieren. Änderungen sind somit für alle Beteiligten sowohl als Zeichnung wie auch als Datenpaket direkt verfügbar. Wenn sich also beispielsweise der Grundriss ändert, kann das Auswirkungen auf die Ausführung von Türen und Fenstern haben. Ändert der Verantwortliche die Beschreibungen im digitalwen Datenmodell, so passen sich Stücklisten und Kalkulation automatisch an.
 
Softwarelösungen
Die Softwareindustrie bietet zahlreiche Lösungen für Architektur und Bauplanung an. Die bekanntesten sind EliteCAD von Messerli Informatik, AutoCAD Architecture von Autodesk, archiCAD von Graphisoft, allplan von Nemetschek und arcad des gleichnamigen Unternehmens. Ein neuer Ansatz der interdisziplinären Zusammenarbeit aller Mitglieder der AEC-Branche ist seit Kurzem Open BIM. Die Open-BIM-Community steht allen Softwareherstellern, Architektur- und Ingenieurbüros (Planer, Ingenieure, Bauunternehmer) sowie Gebäudebesitzern offen – weltweit. Graphisoft, Tekla und andere Mitglieder der BuildingSMART-Allianz verwenden Open BIM als Schnittstelle innerhalb der AEC-Branche. Wichtige Parter dieser Community sind die Nemetschek Group, Autodesk oder Messerli Informatik.
 
Level 3-iBIM seit Juli 2015
Die Standards für die digitale Modellierung werden seit Juli in der Normengruppe ÖNORM A 6241 zusammengefasst. Die ÖNORM A 6241-1 wurde um Ausführungs- und Detailplanung erweitert und von Unschärfen bereinigt. ÖNORM A 6241-2 umfasst alle Voraussetzungen für Level 3-iBIM. „Neu an BIM Level 3 ist dabei, dass alle Planungsbeteiligten jetzt nicht nur in einer gemeinsamen Sprache kommunizieren, sondern sich auch auf Basis eines virtuellen Gebäudemodells koordinieren – und zwar über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes – also von der Planung über die Errichtung bis zum Betrieb der Immobilie“, sagt Christoph Eichler, BIM Operations Director der internationalen BEHF Architekten, Büro Wien.
 
Neues Berufsbild
In diesem, wesentlich durch den digitalen Informationsaustausch bestimmten Prozess, wird ein neues Berufsbild benötigt: der BIM-Koordinator. Diese Schlüsselfunktion im BIM-Prozess übernimmt künftig die Prüfung und Koordination aller Planungsdaten, die zwischen den Planungsbeteiligten über den Lebenszyklus des Gebäudes ausgetauscht werden. Das beginnt bereits bei der automatisierten Prüfung von Planungsdaten etwa für die elektronische Einreichung. Auch bei der Frage, wer ein eingefügtes Objekt im Modell modifizieren oder entfernen darf, bedarf es vor allem bei tragenden Bauteilen, die von Architekten wie auch von der Tragwerksplanung und mit der Statik abgestimmt werden müssen, einer genauen Festlegung der Workflows. Dies gilt für Systeme mit einheitlichem Datensatz (Allplan oder Revit), als auch für ­IFC-basierten Datentausch wie zwi­schen ­ArchiCAD und Tekla Structures gleichermaßen. Leichter hingegen gestaltet sich die Rollenverteilung bei Modellen der technischen Gebäudeausrüstung: HKLS und Elektrotechnik liefern Teilmodelle, die nur durch sie selber erzeugt und modifiziert werden und lediglich mit den anderen Teilmodellen aus Architektur und Tragwerksplanung migriert und anschließend koordiniert werden müssen. Wand- und Bodendurchbrüche effizient interdis­ziplinär zu koordinieren erfordert meist ein komplexes Zusammenspiels aus prozess- und rollenbezogenen Festlegungen, Prüfroutinen und Kommunikationsautomatismen.

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