Das Passivhaus Institut erweitert seine Gebäude-Zertifizierung. Die neuen Klassen "Passivhaus Plus" und das "Passivhaus Premium" betrachten auch die Energieerzeugung am Gebäude.
Der Primärenergiebedarf wird durch den Gesamtbedarf an „Eerneurbarer Primärenergie“ ersetzt. Foto: © Passivhaus Institut
Mehr als ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs in den Industrienationen fließt in den Betrieb von Gebäuden, überwiegend in die Beheizung. Bis zu 90 Prozent davon könnten mit dem Passivhaus eingespart werden, der verbleibende Bedarf ließe sich auf nachhaltige Weise mit erneuerbaren Energien decken, so das Passivhaus Institut. Deswegen tritt mit Einführung der neuen Klassen "Passivhaus Plus" und "Passivhaus Premium" anstelle des bisher betrachteten Primärenergiebedarfs der Gesamtbedarf "Erneuerbarer Primärenergie" (PER/Primary Energy Renewable).
 
Wind und Sonne liefern Primärstrom, ein Teil dieses Stroms kann direkt genutzt werden. Um Überschüsse in die Zeiten eines geringeren Energieangebots zu übertragen, sind hingegen Speicher nötig. Diese liefern bei Bedarf Sekundärstrom, der mit Verlusten verbunden ist. Je nach Art der Energieanwendung sind die Anteile von Primär- und Sekundärstrom verschieden, und mit ihnen die Verluste der Energiebereitstellung. Diese spezifischen Energieverluste einer Energieanwendung werden durch den jeweiligen PER-Faktor beschrieben.
 
Bei einem „Passivhaus Classic“ liegt dieser Wert bei maximal 60 kWh/(m²a). Ein "Passivhaus Plus" ist effizienter: Es darf nicht mehr als 45 kWh/(m²a) erneuerbare Primärenergie benötigen. Zudem muss es – bezogen auf die überbaute Fläche – mindestens 60 kWh/(m²a) Energie erzeugen. Beim "Passivhaus Premium" ist der Energiebedarf sogar auf 30 kWh/(m²a) begrenzt, die Energieerzeugung muss mindestens 120 kWh/(m²a) betragen. Weiterhin gilt, dass der Heizwärmebedarf eines Passivhauses 15 kWh/(m²a) nicht überschreiten darf.
 
„Der Bedarf an Heizenergie ist beim Passivhaus stark reduziert, der Verbrauch für Warmwasser und Haushaltsstrom fällt daher umso stärker ins Gewicht. Dies wird in der neuen Bewertung sinnvoll und zukunftsfähig berücksichtigt“, sagt Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Instituts. Das neue Schema nehme dabei die Energiewende bereits vorweg und betrachte das Gebäude in einem Umfeld, in dem nur erneuerbare Energie genutzt wird. Von 17. bis 18. April 2015 wird das Passivhaus Institut auf der Internationale Passivhaustagung 2015 in Leipzig an konkreten Beispielen demonstrieren, was die Einführung der neuen Passivhaus-Klassen und des PER-Systems für die Planung bedeuten.
 
 
 


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