Ende Februar hat die Europäische Kommission ihren Vorschlag zur Energieunion präsentiert. Für Kritik sorgt unter anderem das Fehlen konkreter Maßnahmen.
Die Energieunion müsse die Energiewende konsequenter vorantreiben, meinen kritische Stimmen. Foto: pixabay.com
Die Energieunion, die die engere Zusammenarbeit von EU- Staaten bei Energiefragen fördern soll, gab ihre Prioritäten in der EU Energie- und Klimapolitik für die nächsten zwei Jahre bekannt. Dabei sei „Energieeffizienz grundlegend zu überdenken und als eigenständige Energiequelle zu behandeln, damit sie gleichberechtigt mit Erzeugungskapazität konkurrieren kann.“ Die Kommission wird etwa eine Überprüfung der Energieeffizienz- Richtlinie und der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden vornehmen, um den geeigneten Rahmen für weitere Fortschritte bei der Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden zu schaffen.
 
„Die Vorschläge sind gute Vorsätze, es fehlen aber die konkreten Maßnahmen“, meint Günter Lang, Leiter der Passivhaus Austria. Die derzeitige Zielvorgabe von 27 Prozent Energieeinsparungen bis 2030 sei zudem kein guter Vorsatz: „Hier ist bei weitem viel mehr möglich und 40 Prozent Energieeinsparungen bis 2030 dringend erforderlich, will man das Pferd nicht von hinten aufzäumen. Es ist entscheidend, jeweils zuerst die Effizienzpotentiale voll auszunutzen, bevor daran gedacht wird, wie die Energie erzeugt, gespeichert und transportiert werden soll.“
 
Wolfgang Löser, Betreiber des ersten energieautarken Bauernhofes in Streitdorf/NÖ, sieht das anders: Durch Energieeffizienz werde niemand energieunabhängig, äußerte er sich kritisch in einem Email-Wechsel zum Thema. Das Setzen auf Maßnahmen wie Brennwerttechnik, Häuserdämmen und Spritsparen verhindere in Wahrheit die dringend notwendige rasche Energiewende aus 100 % Erneuerbaren Energien, da die Abhängigkeit von der fossilen bzw. Atomenergie bestehen bleibe. „Das Potential und die Notwendigkeit der Erneuerbaren Energien wurde anscheinend noch immer nicht erkannt“, schreibt er.
 
„Die Energieunion bietet jetzt die Chance, den Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz weiter voranzutreiben und die Energieabhängigkeit Europas zu reduzieren“, meint Walter Saurer, Energiesprecher von Greenpeace in Österreich. Derzeit ist die EU der weltweit größte Energie-Importeur, 2014 wurden 53 Prozent der benötigten Energie importiert. Die vorgeschlagene gleichrangige Behandlung von Schiefergasförderung mit erneuerbaren Energien sei völlig inakzeptabel, dasselbe gelte für den von einigen Ländern zur Forcierung von Atomenergie geforderten, sogenannten neutralen Technologieansatz zur Erreichung der Klimaschutzziele.
 
Dänemark zeige vor, wie es möglich ist, von diesen Energieimporten unabhängig zu werden: Die Dänen haben nicht nureinerseits massiv die Windkraft ausgebaut, sondern setzen anderersetits auch klar auf Energieeffizienz. Im Rahmen der Europäischen Gebäude-Richtlinie haben die Dänen etwa das „Nearly Zero Energy Building“ , das ab 2020 in ganz Europa zum Mindeststandard wird, mit einem maximalen Primärenergiebedarf von 60 kWh/m2a festgelegt. In Österreich wurde mit 160 kWh/m2a nur ein zweieinhalb Mal so hoher Primärenergiebedarf definiert. Sauer: „Österreich muss diese Chance ergreifen und zusammen mit anderen Ländern wie Deutschland und Dänemark Allianzen schmieden um erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen als Kerntechnologien im Rahmen der Energieunion zu implementieren.“
 
 
 
 


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